Road-Trip 2022: Andalusien!

Wann immer einen das Reisefieber lockt – man sollte diesem Ruf folgen! Und da uns bereits seit geraumer Zeit der Wunsch nach Abstand aus dem Corona-Kochtopf plagte, wars dann Mitte Januar endgültig soweit. Kurzentschlossen packten wir unseren 3DOG-Klappzeltanhänger, kauften ein bisschen ein, schlossen das Haus zu und weg waren wir. Flint im hinteren Abteil des Autos entpuppt sich als wahrer Reisehund. Klaglos und gemütlich liegt er in seinem provisorischen Häuschen und ist gefühlt auch froh, endlich wieder mal was Neues entdecken zu dürfen.

Im Regen nach Spanien – so könnte man die ersten beiden Reisetage beschreiben. Mautstraßen vermeidend lenkt uns das Navi über bezahlfreie Autobahnen, gut ausgebaute Route Nacionals, Landstraßen und irgendwie durch die letzten vergessenen Gassen Frankreichs. Uns ist es egal, Hauptsache wir kommen ohne teure Autobahngebühren voran – Zeit hätten wir ja. Zwei Zwischenübernachtungen in Ferienwohnungen reichen, um schon mal bis an die französische Mittelmeerküste bei Port du Cap d’Adge zu kommen. Bei Einbruch der Dunkelheit irren wir dort durch eine menschenleere, mondäne Bettenburglandschaft und suchen unser Quartier. Ein Anruf beim Vermieter lässt Befürchtungen wahr werden – Franzosen können halt nur Französisch und wir besser Spanisch…irgendwo soll der Zimmerschlüssel an der Wand wo die Mülleimer drin sind hängen – aber wir finden ihn nicht. Zu guter letzt kommt der junge Mann nach einer halben Stunde und erlöst uns von dem Debakel – der Schlüssel liegt oben unsichtbar auf der Mauer.

Wir möchten uns nicht vorstellen, was hier im Sommer los ist, wenn die ganzen Touristenzimmer ausgebucht sind und das Spielcasino nebenan den Wohlstandsjunkies die Euros aus der Tasche zieht. Immer wieder faszinierend, wie unterschiedlich doch die Geschmäcker sind und was der Eine als schön und der Andere gleichzeitig erschreckend findet.

Gerade in Spanien und fast ausgeraubt

Als erprobter Südamerikafahrer meint man ja, man hätte schon alles erlebt und so schnell könne einem nichts passieren. Mit diesem Gefühl sind wir eigentlich immer unterwegs und gehen an die Sache mit einer gewissen Gelassenheit heran. Aber – und wir haben über dieses Thema nun schon mehrere Berichte im Internet gefunden – muss man zumindest an der Küste Spaniens auf der Hut sein. Das wissen wir jetzt auch… Der Trick ist folgender: zwei  Pkw mit je zwei Mann fahren unauffällig auf einen fast leeren Parkplatz auf dem wir stehen und essen. Die Fahrer bleiben mit laufendem Motor sitzen. Ein Beifahrer kommt beiläufig zu uns und erzählt irgendeinen Quatsch, den wir trotz Spanischkenntnissen nicht verstehen – er soll uns ablenken. Währenddessen steht der andere Beifahrer bereits an unserer Fahrertür und will das Fahrzeuginnere erkunden…wir haben’s gerade noch gecheckt und schreien höllisch rum, woraufhin die beiden Typen mit einem “Fuck you” in ihre Autos zurückgehen und die Fahrer mit Vollgas den Parkplatz verlassen. Wir sind erstmal ein bisschen geschockt und kontrollieren, ob nicht doch was fehlt… Gott sei Dank nicht, Glück gehabt! Ab jetzt passen wir akribisch auf – aber es passiert natürlich absolut nichts mehr in diese Richtung.

Bis Andalusien ist’s weit

Kurz vor Barcelona bauen wir in Pineda del Mar das erst mal das Klappzelt auf. Herrlich am Strand spazieren zu gehen und das Meer zu hören. Wie  Perlen an einer Kette liegen die Küstenorte in Südspanien am Mittelmeer und immer wieder machen wir verschiedene mehrtägige Stopps. Puerto de Mazarrón hat uns gefallen, ebenso Nerja oder auch im Hinterland Overa mit der Sierra de Grazalema. Aber bis dahin ist es weit und nicht selten empfinden wir die Küstenstädte und die dortige Landschaft zersiedelt mit endlosen Hotelburgen, Wohnklötzen und vor allem Plastikplanen-Landschaften soweit das Auge reicht. Von dort kommen Tomaten, Zitronen und Orangen, die wir gerne das ganze Jahr über haben wollen. Ist man dann erstmal südlicher in der Provinz Andalusien wandelt sich das Bild und man empfindet noch viel mehr Ursprünglichkeit. Cadiz, Sevilla und Huelva dürften die beeindruckendsten Teilprovinzen Andalusiens sein.

Was sonst noch alles war: dass sich so viele Wohnmobilisten über den Winter in Spanien rumtreiben hätten wir nicht gedacht. Alle Campingplätze sind auf die Kälteflüchtlinge eingestellt und nehmen die weiße Flotte gerne auf. Gefühlt werden die Hymers, Dethleffs’, Bürstners etc. immer größer und die Besatzungen immer älter. Wohlstandsdeutschland aus der guten alten Zeit hängt über Monate am selben Platz und erfüllt sich den Aussteiger-Traum nach lebenslanger Arbeitszeit.

Corona war in Spanien leichter erträglich. Dazu trägt das milde Klima bei, man kann viel mehr draußen sein und fühlt nicht die quälende Enge der Wohnung. Alle Geschäfte waren für alle zugänglich und außer der Maske empfanden wir nichts einschränkend. Außerdem hat uns nie jemand gefragt ob wir geimpft, genesen oder Impfverweigerer sind.

Da wir die Rückreise über Santander und das Baskenland gemacht haben, war eine große Spanienrunde notwendig. Von der portugiesischen Grenze an die Biskaya sind es ja allein schon 1000 Kilometer quer durch. Das Landesinnere hat uns gut gefallen, es ist relativ leer und nicht dicht besiedelt. Apropos: der Diesel kostete im Schnitt € 1,34 pro Liter, was unsere Reisekasse entlastet und uns wieder mal vor Augen geführt hat, wie wir in unserem Deutschland vom Staat zur Kasse gebeten werden. Auch ansonsten war das Leben gefühlt günstiger als zuhause, die Aldi’s und Lild’s sind neuer, moderner und größer und die Campingübernachtung im Zelt mit Strom hat meistens € 18.- gekostet.

Summa Summarum

War es eine tolle Zeit und wir sind froh gestartet zu sein. Sonne und Wärme auf der Haut zu fühlen und am leeren Strand zu spazieren eine lang zurückliegende, sehnlichst vermisste Erfahrung. Spanien und Andalusien in den Hochsommermonaten zu besuchen sollte man vielleicht doch bleiben lassen wenn’s geht, denn dann sind die Pueblos Blancos – die weißen Dörfer – brechend voll und sicher nicht mehr so eindrücklich. Ach ja, so wie es angefangen hat hat es auch wieder aufgehört, nämlich mit zwei Tagen Dauerregen und Kälte in Frankreich. Und: Geschwindigkeitskontrollen sind in Spanien weitaus nicht so häufig wie in Frankreich. Heißt aber trotzdem überall aufpassen, denn Strafzettel sind teuer. Für 5 km zu schnell in Frankreich mussten wir € 45.- zahlen. Shit happens…

Der wahre Reisende hat keinen festgelegten Weg, noch will er an ein Ziel. (Lao-tse, 4. Jahrhundert v. C.)