IN AUFBRUCHSTIMMUNG!

Ein neuer Weg ist immer ein Wagnis. Aber wenn wir den Mut haben loszugehen, dann ist jedes Stolpern und jeder Fehltritt ein Sieg über unsere Ängste, über unsere Zweifel und Bedenken.

Demokrit

Aufbruchstimmung – wer kennt nicht dieses Gefühl aus Kinderzeiten, wenn es nur noch wenige Tage vor der Urlaubsfahrt waren. Da wurde schon geräumt, gepackt, vorbereitet, eine gewisse Unruhe und Unordnung verbreitete sich im Haus und die Kisten stapelten sich zum Einladen vor der Garage. Meistens machte mein Vater noch irgendetwas am Auto oder am Wohnwagen und steigerte damit die Spannung vor dem Losfahren. Man wusste, irgendetwas Ungewöhnliches, etwas außerhalb der Routine und des Alltags wird passieren. Am meisten freute ich mich darauf, wenn es dann nachts  losging. Autofahrt bei Nacht in den Urlaub – dieses Gefühl habe ich bis heute behalten und erzeugt fast immer noch die gleiche prickelnde Spannung – auch wenn die jetzigen Nachtfahrten eher der Vermeidung der endlosen Staus und Baustellen bei Tage dienen.

…irgendwo da draußen wartet das Unbekannte und jetzt gibt es jede Menge Neues zu entdecken – dies war mein Empfinden! Und eben diese Fahrten nach Italien, Spanien, Jugoslawien oder in die Türkei sind meine besten Erinnerungen an die Kindheit, wofür ich meinen Eltern bis heute dankbar bin.

In Aufbruchstimmung fühlen wir uns jetzt auch gerade. Denn bald kommt die letzte Fahrt mit dem Auto in die Niederlande und dann soll es endgültig aufs Schiff und los gehen.

Jeder Traum beginnt mit einem ersten kleinen Schritt

Im Mai 2018 haben wir uns für unsere Yámana entschieden – das ist jetzt über 4 Jahre her.

Doch mit der Suche nach einem Schiff haben wir schon viel früher begonnen. Die erste Besichtigung einer Motiva 39 in Port Napoleon in Südfrankreich war bereits 2015. Danach folgten Yachten in Dänemark, England, Barcelona, Sizilien und in den Niederlanden. Zu jeder neuen Hoffnung waren Flüge, Mietwagen, Hotelübernachtungen, Gutachter, lange Autofahrten und viele Stunden, Tage oder gar Wochen im Internet notwendig – um dann entweder sofort, oder halt später festzustellen, nein, die ist es nicht. Letztendlich passiert immer alles wie es passieren muss und im nachhinein hat sich dann ein Stein auf den anderen gefügt.

Die eigentliche Erkenntnis ist: alles beginnt immer mit einem ersten kleinen Schritt, entweder im Kopf und/oder mit der ersten Tat. Was dann passiert, wenn man wirklich dran bleibt, ist eigentlich unausweichlich – man kommt ans Ziel – früher oder später.

Be- und Entschleunigungsfaktor Corona

Wäre alles normal geblieben, wären wir heute nicht da wo wir sind…sondern hätten jetzt gerade erst den ursprünglichen Gedanken, nämlich im März 2022 unser Reisegeschäft auf zu hören, vollendet. Durch Corona ist jedoch unsere Welt mächtig durcheinander geraten. Plötzlich hatten wir mehr Zeit zum Überlegen, Nachdenken und vor allem Abwägen. Ohne Corona hätten wir zu diesem Zeitpunkt niemals unser Haus verkauft und gleich gar nicht ein Neues gebaut. Aber durch diese zwanghafte Entschleunigung hat sich die Sache anders entwickelt und so leben wir heute plötzlich an einem Platz, an dem sich ein Leben auf dem Boot sowie in Deutschland verbinden lässt.

Andererseits hat sich unser Yámana-Projekt beschleunigt, nicht nur, was die Vorbereitung der Yacht an sich betrifft, sondern auch die sonstigen Bedingungen, um überhaupt für längere Zeit an Bord sein zu können. Diese Umstände sind mindestens genauso wichtig und im Detail oft kompliziert umzusetzen. Da ja praktisch jeder entweder berufliche, finanzielle, familiäre oder sonstige Verpflichtungen hat, ist es nicht leicht, sich aus diesem Zeit bindenden Hamsterrad zu befreien. Allzu schnell kapituliert man angesichts dieser Umstände oder ergibt sich einfach der offensichtlichen Zwangslage. Und manchmal halten die Verpflichtungen auch als Begründung her, um den letzten, loslassenden Schritt nicht tun zu müssen und sich weiterhin in scheinbarer Sicherheit zu wiegen.

Aber noch einmal: je stärker der ehrliche Wille ist, desto wahrscheinlicher ist es auch, dass sich Türen öffnen, die den Weg zum Ziel erleichtern.

Endphase Ausrüstung:

Es bleibt immer noch viel zu tun, obwohl wir schon viel aufs Boot geschafft haben. Erst diese Woche ist unsere Rettungsinsel eingetroffen, ohne die wir auf keinen Fall starten wollen. In punkto Sicherheitsausrüstung möchten wir sowieso noch aufrüsten, so etwa mit einem medizinischen Notfallkoffer, Leckstopfen oder ein paar Leuchtfackeln. Unsere Epirb ist bereits an Bord, über die wir von überall einen Notruf absetzen können.

Ansonsten komplettiere ich im Moment meine Tauchausrüstung mit eigener Flasche und Bleigurt, so dass auch einmal ein Außeneinsatz zur Inspektion des Unterwasserschiffs oder des Ankergeschirrs oder überhaupt der Unterwasserwelt möglich ist.

So, und dann?

Müssen wir schauen, wie wir einen one-way Trip nach Holland organisiert bekommen, mit Hund und wahrscheinlich nochmals einiges an Ausrüstung. Aber wir sind zuversichtlich, dass sich auch das ergeben wird.

Über alles weitere werden wir zu gegebener Zeit wieder berichten.

In drei Worten kann ich zusammenfassen, was ich über das Leben gelernt habe: es geht weiter (R. Frost)