Namibia – ein Wüstentraum!

Schnell ist die Zeit bis zu unserem Abflug vergangen. Nach negativem Testergebnis im Frankfurter Flughafen stand unserer Abreise nach Windhoek dann nichts mehr im Wege. Meistens wurden wir in unserem Entschluss bestärkt und ermutigt, manchmal aber auch mit ungläubigen Augen betrachtet. Wie, jetzt in dieser Zeit? Kann man da überhaupt hin? Gibt’s da kein Corona? Da wir aber eher zu den weniger ängstlichen Zeitgenossen gehören, standen wir also am 15.12.2020 zum Abflug bereit.

Namibia – ein Wüstentraum – das konnten wir bereits aus dem Flugzeugfenster im Landeanflug erkennen. Weites Land, soweit das Auge reicht.

Nach einer eher langsamen und ziemlich genauen Einreise mit Fieber- und Testergebniskontrolle waren wir dann endlich draußen. Herrlich warme und duftende Luft strömte uns um die Nase und bald war die deutsche Winterkleidung überflüssig. An diesem Tag übernahmen wir noch unseren Toyota Hilux mit Dachzelt, erledigten den ersten Großeinkauf und fanden in Stadtnähe einen überaus angenehmen Campingplatz.

Am nächsten Tag sollte dann also unsere Reise durch Namibia starten. Andere Touristen – und das sollte die kommenden vier Wochen so bleiben – sahen wir trotz vollem Flieger praktisch nirgends. In dem etwa doppelt so großen Land wie Deutschland mit insgesamt gerade einmal zwei Millionen Einwohnern verloren sich die paar Wagemutigen in den Weiten. Erstaunlich war, dass wir selbst an den absoluten Höhepunkten wie etwa am Fishriver Canyon allein auf der Aussichtsplattform standen. Immer wieder wunderten wir uns über diese Tatsache und freuten uns umso mehr, Namibia in diesem Ausnahmezustand erleben zu dürfen. Und andererseits wollten wir uns angesichts der Masse an leerstehenden Lodges und Campingplätzen nicht vorstellen, wie das wohl in den gut gelaufenen Zeiten hier auf- und zugegangen sein mag.

Namibia Road-Trip 2020/2021:

Der in Namibia bzw. im gesamten südlichen Afrika stattfindende Linksverkehr machte am Anfang ein bisschen Umstellungsprobleme. Gerade bei Kreisverkehren muss man sich umgewöhnen um richtig rum reinzufahren. Außerdem sitzt der Blinker und der Lichtschalter an der “falschen Stelle”, so dass es manchmal zu Verwirrung kam. Aber da außerhalb von Windhoek eh nichts los ist (und auch da nicht wirklich…) haben wir uns sehr schnell an die veränderten Verhältnisse gewöhnt – auch das Einsteigen in die richtige Autotür.

Ansonsten hat Namibia eine ganz gute Infrastruktur mit gar nicht so wenigen Asphaltstraßen und jeder Menge anderer Pads, die in Betracht der gewaltigen Dimensionen meistens ziemlich gut in Schuss waren. Die fast überall vorhandenen Spar-Supermärkte boten eine ausgezeichnete Versorgungsmöglichkeit – selbst Knäckebrot von Gut & Günstig und Hainich-Gurken aus Thüringen haben nicht gefehlt. Trotz Maskenpflicht war das Einkaufen und Tanken problemlos und hat Spaß gemacht. Im übrigen haben wir uns zu jeder Zeit sicher gefühlt und sehr schnell das Zutrauen zu der überwiegend farbigen Bevölkerung aus verschiedenen Volksgruppen gewonnen.

Unsere Reiseroute umfasste letztendlich knapp 6000 Kilometer. Wir haben sie aufgeteilt in zwei Bereiche – einmal der tierreiche Norden mit der tollen Etoshapfanne als Nebenhöhepunkt und dann zwei Wochen durch den wüstenhaften Süden. Gefallen hat uns alles und trotz viel Sand, Bergen und Steinen wurde es nie langweilig. Jeder Tag bot neue Möglichkeiten sich zu begeistern an Dimensionen, Landschaften, Tier- und Pflanzenwelt, Einsamkeit und natürlich auch an den Namibianern selbst. Sowohl die übriggebliebenen Nachfahren aus der Kolonialzeit, als auch die neuen deutschen Ausgewanderten und ebenso die überwiegend farbige – zum Teil sehr arme Bevölkerung – war zuvorkommend und hilfsbereit.

Wieder einmal hat sich gezeigt, dass die Welt besser ist als oft angenommen – vorausgesetzt man verhält sich rücksichtsvoll, landeskonform und offen. Für uns war es eine einmalige Reise unter einmaligen Bedingungen zu einer einmaligen Zeit. Unforgettable!

Ich habe noch nie eine Grenze gesehen. Aber ich habe gehört, dass diese im Kopf einiger Menschen existieren. (Thor Heyerdal)