MITTEN IN DEN BISKAYATIEFS!

Stelle jedem Hindernis Geduld, Beharrlichkeit und eine sanfte Stimme entgegen (Thomas Jefferson)

Keiner hat gesagt, dass es einfach wird. Im Winter in der Biskaya rum zu schippern – nun denn, ehrlicherweise haben wir uns es etwas schön geredet und leichter gedacht. Etwa so: na ja, irgendwie geht das schon, auch da gibt es mal ruhige Phasen, wenigstens ist dann nicht viel los und so weiter…die Realität hat uns mittlerweile eingeholt und wir sind sehr froh, dass seit ein paar Tagen endlich unser Dickinson Dieselofen funktioniert, es ist nämlich saukalt.

Mitten in den Biskayatiefs

Das beste Wetter hatten wir bislang nach unserer Ankunft Mitte Dezember. Es war erstaunlich mild und sonnig. Unsere Yámana haben wir wohlbehalten in Ribadasella vorgefunden. Sofort fühlten wir uns wieder wohl, auf unserem Schiff, in Spanien und auch mit den Menschen. Das Hafenpersonal war unheimlich freundlich und hilfsbereit, so dass wir die Abreise immer weiter hinaus zögerten. Wir unternahmen wieder einige Wanderungen in die schöne Umgebung und fühlten uns richtig gut. Kein Mensch außer uns belebte ansonsten den Hafen, wir hatten ihn sozusagen für uns allein. Dann fiel die Entscheidung, die restlichen Tage des Jahres auch vollends dort zu bleiben, was sicher nicht die schlechteste Alternative darstellte. Wir erlebten Weihnachten, ein ganz ruhiges Sylvester und am 03. Januar starteten wir dann weiter in Richtung Westen.

Unsere nächste Station war zunächst Gijón. Eine tolle Altstadt mit grandioser Weihnachtsbeleuchtung überraschte uns, doch nach drei Tagen wechselte das Wetter. Wir verlegten uns in die gegenüberliegende Yates Marina, um die kommenden Sturmtage besser abwettern zu können. Und es war fast eine Woche schlecht, mit Winden weit über 40 Knoten und nicht enden wollendem Dauerregen. Uns wurde selbst im Hafen etwas bange um unser Schiff. Erst in diesen Tagen bemerkten wir, dass unser guter Dickinson Dieselofen nicht funktionieren wollte. Die Dieselförderpumpe wurde heiß, was auf eindeutiges Kaputtstadium hindeutete. Aber alle Versuche, in der nicht gerade kleinen Stadt Ersatz zu bekommen, scheiterten. So entschlossen wir uns, in den Niederlanden eine neue Pumpe zu bestellen, die dann allerdings nach sage und schreibe 10 Arbeitstagen immer noch nicht da war. Enttäuscht wagten wir uns dann an einem ruhigen Tag ums Cabo das Penas bis nach Aviles. Und doch geschehen noch Wunder, am 11. Tag kam die Pumpe in Gijón an und der freundliche Hafenmeister brachte sie uns mit dem Auto hinterher fast bis zum Boot.

Der nächste Tag auf dem Wasser brachte uns nach Ribadeo, eine eindrückliche Altstadt mit vielen Geschäften wartete auf uns. Leider liegt die dortige Marina nicht sonderlich geschützt und schon rauschte das nächste Sturmtief an. Ein gruseliges Gezerre an den den Leinen machte die Nächte zum Tag. Und das „In Betrieb Nehmen“ des Dieselofens wollte und wollte nicht gelingen. Trotz intensiver Reinigung aller Bestandteile brachte auch dies keine Lösung, so dass wir zum Händler in den Niederlanden wieder Kontakt aufnahmen. Und er war bereit uns zu helfen. Schritt für Schritt prüften wir alle Komponenten durch – allerdings ohne Erfolg.

Ein kleines Wetterfenster öffnete sich und weiter gings nach Viviero, wo wir aktuell noch liegen. Eine tolle Stadt mit toller Umgebung und sehr geschütztem Jachthafen machen das Leben hier angenehm. Man kann super wandern, für Flint wartet ein extrem langer Strand und der Supermarkt liegt fußläufig um die Ecke. Da sich jetzt das nächste Sturmtief ankündigt, werden wir hier wohl noch ein paar Tage bleiben. Und: seit gestern funktioniert unser Dieselofen und wir haben den Fehler endlich doch noch gefunden.

Das Meer kennt keine Uhrzeit und keinen Terminkalender

…das haben wir in der Zwischenzeit gelernt und akzeptiert. Die Regeln des Weiterreisens werden durch die Bedingungen, die draußen herrschen, bestimmt. Wir können keinem genauen Zeitplan folgen, sondern müssen den Elementen den Respekt zollen, den sie einfordern.

Doch das Alles hat ebenso sein Gutes: denn auch in unserem Alltag verliert sich die Zeit, verliert die Zeit etwas an ihrer Bedeutung, wird die Zeit hinweg genommen mit dem Wind – irgendwo hin, wo dies alles keine Rolle spielt!

Es ist nicht zu wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist zu viel Zeit, die wir nicht nutzen (Lucius Annaeus Seneca)