GEFANGEN IM WINTERBLUES
Gib das, was dir wichtig ist, niemals auf, nur weil es nicht einfach ist (Albert Einstein)
Seit gut vier Wochen sind wir wieder zurück auf der Schwäbischen Alb und haben unsere Yámana gut vertäut in Andalusien gelassen. Nachdem anfangs das Wetter hier noch ganz akzeptabel war, belastet jedoch zur Zeit der Nebel und die damit einhergehende Melanchonie der Landschaft – obwohl oft stimmungsvoll – das Gemüt. Der Winterblues hat uns ergriffen und durch die Gleichtönigkeit der Tage legt sich eine gewisse Leere auf die Seele. Die innere Gefühlswelt und die äußere Geschäftigkeit der Menschen, die mit den Vorbereitungen auf Weihnachten zu Gange sind, stehen im Gegensatz zueinander. Am meisten fehlt uns die Sonne mit ihren wärmenden Strahlen und dem damit verbundenen positiven Lebensgefühl. Einmal mehr merken wir, dass der Winter mit seinen kalten und tristen Tagen nicht unsere bevorzugte Jahreszeit ist.
Jahresrückblick
Weit sind wir dieses Jahr nicht gekommen. Seit letztem Herbst sind wir nun in Andalusien, pendelnd zwischen Huelva, Mázagon und Rota. Den lange angedachten Sprung auf die Kanaren haben wir aus den verschiedensten Gründen nicht angepackt. Einerseits lässt das ein sehnsuchtsvolles Gefühl zurück, andererseits wissen wir, dass es die Inseln wahrscheinlich auch in Zukunft noch eine Weile geben wird. Gut Ding will Weile haben! Aber es ist nun einmal so, dass wir uns mit der momentanen Lebenssituation arrangieren müssen und die ist aus familiären Gründen eben auch mit Verpflichtungen verbunden. Oder anders gesagt: wir wollen nicht alles dem Segeln unterordnen, sondern versuchen, einen guten Kompromiss zu finden, bei dem sowohl wir als auch die Familie Berücksichtigung findet.
Je weiter man wegfährt, umso kostspieliger und aufwendiger wird der Rückweg.
Nun denn, summa summarum haben wir im ablaufenden Jahr auch mehr als einmal Glück gehabt. Das stürmisch nasse Frühjahr in Spanien hat uns am Weiterfahren gehindert aber dadurch eine interessante Landreise durch Marokko eröffnet. Wir konnten uns auf diesem vierwöchigen Road Trip das Land zu Gemüte führen. Ebenso hat nach etlichem hin und her auch der Krantermin in Mázagon geklappt und die Yámana bekam so einen neuen Unterwasseranstrich. Nicht vergessen haben wir die Stürme, die im März/April und jetzt wieder im Herbst über Andalusien hinweggefegt sind. Sturm Claudia hat im November unsere Marina in Huelva, wo wir monatelang zu Gast waren, zum Teil zerstört und erheblichen Schaden an vielen Booten bis hin zu einigen Totalverlusten verursacht. Wir sind sehr froh, dass wir uns bereits davor in eine andere, offensichtlich sicherere Marina verlegt haben.
Vielerorten sehen wir, dass sich die Klimaveränderung immer heftiger bemerkbar macht. Es gibt zunehmend kritische Wetterphänomene und Abnormalitäten, die sich voraussichtlich in Zukunft noch verstärken werden. Auch die Wettervorhersage wird trotz zunehmender Technik nicht gleichermaßen zuverlässiger und die verschiedenen Wettermodelle weichen zum Teil erheblich voneinander ab. Mittlerweile gehen wir gerade noch von drei aufeinander folgenden Tagen aus, an denen man sich auf die Vorhersage einigermaßen verlassen kann. Dies ist bei einem mehrtägigen- oder gar mehrwöchigem Törn nicht viel. Manchmal ist es einfach pures Glück, wenn man sich nicht gerade zur falschen Zeit am falschen Ort befindet.
Wer weiterhin segeln will, wird sich mit diesen Dingen auseinander setzten und vielleicht noch genauer abwägen müssen, wie man die Etappen angeht.
Was bringt das neue Jahr 2026?
Wir waren mit vollmundigen Ankündigungen schon jeher vorsichtig und sehr zurückhaltend. Zu abhängig sind wir von der Natur und ihren Vorgaben, von Unwägbarkeiten zuhause, so dass es schnell zu Planänderungen kommen kann. Trotzdem haben wir jedoch unsere Gedanken ein bisschen in die Zukunft vorausgeschickt und uns entschlossen, kommendes Jahr weiter ins Mittelmeer zu fahren. Vielleicht war diese Unklarheit der Grund, weshalb wir uns jetzt so lange vor der Meerenge von Gibraltar aufgehalten haben, denn dort hat man noch alle Möglichkeiten – sich entweder für den Atlantik oder das Mittelmeer zu entscheiden. Die Weiterreise in Richtung Osten scheint uns in der jetzigen Phase der beste Kompromiss zu sein.
Um dem Winterblues ein rasches Ende zu bereiten, wollen wir bereits Ende Januar wieder los.
Wir wünschen euch an dieser Stelle ein besinnliches Weihnachtsfest und ein gutes, interessantes, neues Jahr.





















