WARTEN ZAHLT SICH MEISTENS AUS

Mit Geduld kommst du übers Meer, mit Bosheit nicht über den Bach (aus Rumänien)

Die Spanier ticken wie die Argentinier: erst mal geht gar nichts! So ist es uns nach unserer Rückkehr aus Marokko gegangen. Im Hafengebäude von Mázagon schlagen wir freudestrahlend auf und wollen vorsichtshalber unseren ausgemachten Krantermin bestätigen. Dabei schauen wir in fragende Gesichter…welcher Krantermin? Auch im Computer, in den der Termin in GELB (also wichtig!!) vor unseren Augen vor vier Wochen eingetragen wurde, ist nichts zu finden. Mit schwellt der Kamm und stehe kurz davor die Nerven zu verlieren – doch: genau das sollte man tunlichst vermeiden. Verbale Entgleisungen werden mit doppelter Nichtbeachtung oder gar Rauswurf beantwortet und genau das wollen WIR ja nicht!

Erst mal geordneter Rückzug

Man erzählt uns die gleiche Geschichte wie seit Ende Februar – die Warteliste, der lange Kranstau durch das schlechte Wetter, der kaputte Travellift, etc…und dass natürlich erst die Dauerlieger des Hafens vor den Durchreisenden dran kommen. Ob wir denn überhaupt schon die Antragsformulare ausgefüllt hätten – ja: die hätten wir bereits im Januar ausgefüllt und per e-mail geschickt. Doch im Computer lässt sich weder unser Schiffsname noch mein Name noch meine e-mail-Adresse noch sonst irgendetwas finden. Hilfe, um Gottes Willen, wir können doch nicht jedes mal ganz bei null anfangen! Mit hängenden Schultern und einem Lächeln auf dem Gesicht verlassen wir wieder mal diesen Raum – es ist nicht aus zu halten! So kann doch eine Marina nicht funktionieren – schimpfen die Deutschen!

Wir lassen das Wochenende grämend vorüber ziehen und suchen verzweifelt nach einer Lösung. Alle um uns herum haben Mitleid, aber wirklich helfen kann uns auch niemand. So langsam habe ich nur noch graue Haare auf dem Kopf – Tendenz steigend! Am Montag beschließen wir – entgegen aller Hoffnungen – noch einmal in diesem ungeliebten Hafenbüro vorbei zu schauen – ein letztes Mal! Und siehe da, Murphy ist aus dem Zimmer verschwunden. Genau in diesen zehn Minuten, in denen wir drin stehen, kommt ein Telefonanruf mit einer Terminabsage einer anderen Yacht. Und da wir so freundlich und geduldig sind und uns auch noch auf Spanisch mit den Bediensteten unterhalten können – kriegen wir diesen Termin spontan angeboten. Ach ja, das Leben kann so einfach sein!! Denn von großartigem Papierkram will plötzlich keiner mehr was wissen, alle sind superfreundlich und zuvorkommend und sogar der Krantermin zurück ins Wasser steht fest. Wir haben 9 Tage Zeit!

Die Bürokratie und der kleine Dienstweg

Schon oft haben wir dieses Prozedere mitgemacht und miterlebt. Am Anfang ist das Bürokratiemonster so groß, dass es mitunter unüberwindbar erscheint. Vor allem als Ausländer bzw. Gäste oder Besucher – die wir ja nun mal meistens sind – erscheinen die Anforderungen, die oft die selben sind wie für die Einheimischen, nicht lösbar. Nun kommt der schwierige Teil der Operation: Geduld, Freundlich- und Beharrlichkeit! Man muss versuchen, einen positiven Kontakt zu der entscheidenden Person her zu stellen und immer wieder auch seine eigene Hilflosigkeit zum Ausdruck bringen. Mit Glück hat der Verantwortliche dann irgendwann Nachsicht mit dem armen Touristen, der ja tatsächlich vor einer fast unlösbaren Aufgabe steht.

Übrigens: unseren Anhänger durften wir entgegen der Vorschriften direkt vor unserer Yacht parken. Dies war eine prima Lösung als Zwischenlager. Auch von der vorschriftsmäßig zu tragenden Warnweste und Sicherheitsausrüstung innerhalb des Trockendocks war keine Rede mehr. Und als Höhepunkt aller Zugeständnisse durfte sogar Flint unser Hund entgegen aller Bestimmungen mit zum Schiff und die Arbeiten beaufsichtigen! Das Sahnehäubchen war zu guter letzt das Wetter, welches über die ganze Zeit klasse war. Na also, geht doch!

Ende gut, alles gut, aber der Weg dorthin ist mitunter recht nervenaufreibend.

Alles nimmt ein gutes Ende für den, der warten kann. (Leo Tolstoi)